Platonakademie(170). Silvesterknallerei – auch sowas ist mal interessant

Platon-Akademie, 28. Dezember 2013

Der Kosmma-Prozess in PM(68) ermöglicht es, Erlebnisse mit dem Motivbegriff zu beurteilen: Je mehr Neuronen es gibt, desto komplexer sind die Wechselwirkungen und Variationen ererbter Grundmotive. Auf diese Weise wird „Geist“ vorgetäuscht. Die Silvesterknallerei gibt Einblick in die Qualität eines besonderen menschlichen Geistesblitzes.

Dass ein solches Feuerwerk für Millionen ein unwiderstehliches Vergnügen ist und doch umgekehrt für Haustiere nichts als ein eine lange Kette von Schrecken, weist auf irgendeine damit verbundene große Erfolgserwartung hin. Erfolgserwartung ist das Dachmotiv fast aller Motive. Die Epigenetik, die uns erklärt, warum mathematische oder musikalische Begabung in einer Familie vererbt werden kann, weiß, dass Proteine das veranlassen, die Gene aktivieren oder blockieren. Die Kunst des Organismus, solche Proteine herzustellen, wird oftmals an Nachkommen weitergegeben.

Wenn es an Sylvester kracht, blitzt und stinkt – was liegt näher als der Verdacht, dass es die Kriege der letzten Jahrhunderte sind, die hinter dem merkwürdigen Verhalten stecken. Denn Kriege gingen seit Erfindung der Kanone mit Donnergetöse, Blitzen und Rauchfontänen einher. Sie wüteten in einem Menschenleben oft mehrmals, einer gar dreißig Jahre lang, und gelangten so ins Erbmaterial der Soldaten. Der Geschützdonner der eigenen(!) Kanone, die Blitze, Einschläge, das Feuer verschaffte riesengroße Erleichterung, überdeckte die Angst vor dem Feind mit dem Glücksgefühl: Jetzt sind sie endlich weg, die da drüben. Bei der Silvesterknallerei kommt jedes Jahr dieses Erfolgserlebnis neu zu Ehre: als Begeisterung vor allem der männlichen Bevölkerung. Nur ist es ihr nicht bewusst.

Wie so oft findet auch hier eine richtige Deutung mehrere Bestätigungen. Angebundene Hunde erlebten an Kriegsfronten und in bombardierten Städten höchste Panik, Katzen suchten vergeblich das Weite, nachdem es ja überall kracht. Der Anthropozentrismus der Massen schert sich noch nicht einmal heute darum, ja man lacht darüber dass Tiere spurlos verschwinden, weil sie blindlings losrennen und doch nicht entkommen,.

Diejenigen, die die Knallerei kalt lässt, sind solche, deren Erbmasse von gespeicherten Erinnerungen verschont blieb. Es sind ja auch nicht alle Nachkommen von Musikern musikalisch. Und immerhin war ja nicht in jedem Hundeleben ein Krieg. Auch machte einer allein noch keine Erbanlage. Es gibt im übrigen auch die natürliche Form von Donner und Blitz, die sich nirgends als angeborene Angst niederschlug: Gewitter am selben Ort sind selten, und außerdem kurz, Blitzeinschläge signalisieren nur eine unwahrscheinliche Lebensgefahr und werden daher nicht erblich als Gefahr registriert. Erst allgemeines Feuer löst eindeutig ererbte Angst aus. Da fliehen sprichwörtlich Fuchs und Hase einträchtig nebeneinander.
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Portrait der Platonakademie
Die 1995 erneuerte Platon-Akademie (PA) versteht sich als Fortsetzung und Abschluss der antiken. Sie versucht, im naturwissenschaftlich widerspruchsfreien Konsens die richtige Antwort auf die von Platon gestellten Fragen nach der Herkunft der Naturgesetze und nach der besten Gesellschaftsform zu finden. Sie strebt keinen juristischen Status an (Verein etc.). Die PA wurde 529 von der Kirche wegen weltanschaulicher Konkurrenz verboten.
Leitung: Anton Franz Rüdiger Brück, geb. 1938, Staatsangehörigkeit Deutsch. Humanistisches Gymnasium. Hochschulstudien: Physik, Mathematik, Philosophie, Pädagogik. Ausgeübter Beruf: Bis 2000 Lehrer im Staatsdienst. Mail: platonakademie(at)aol.de


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