Platon-Akademie
Germany
Zur PressemappeEs gab Jahre, da löste das Menschenbild Skepsis aus, und Verwirrung. Es erschienen Bücher wie DIE GROSSE UNRUHE (Hans Krieg); DER STUMME FRÜHLING (Rachel Carson); BÄNDIGT DEN MENSCHEN (Reinhard Demoll); KRONE DER SCHÖPFUNG? (Rüdiger Brück); WARUM ICH KEIN CHRIST BIN (Bertrand Russell); DIE BIOLOGIE UND DER LIEBE GOTT (Theo Löbsack); VERSUCH UND IRRTUM. DER MENSCH: EIN FEHLSCHLAG DER NATUR (Theo Löbsack); EIN PLANET WIRD GEPLÜNDERT (Herbert Gruhl); WILDE SCHIMPANSEN (Jane Goodall); DER VORPROGRAMMIERTE MENSCH (Irenäus Eibl-Eibesfeldt); DIE BIOLOGIE DES MENSCHLICHEN VERHALTENS (Irenäus Eibl-Eibesfeldt); DIE GRENZEN DES WACHSTUMS (Dennis Meadows); SÜNDEN AN DER NATUR (Hans J. Netzer); DER TANZ MIT DEM TEUFEL (Günther Schwab); SEVESO IST ÜBERALL (Koch / Vahrenholt); WACHSTUMSWAHN UND UMWELTKRISE (Barry Commoner); BEVÖLKERUNGSWACHSTUM ALS KATASTROPHE (Christian Glaß). Und einige mehr. Jüngst entdeckt: Theo Löbsack, DIE BIOLOGIE UND DER LIEBE GOTT. Das Buch geht in Richtung der heutigen PA.
War es eine Episode der überstürzten Vorurteile? – nein, eigentlich nicht, weil man dem Menschen ja das Phantasma unterstellt, zum Zwecke der Erkenntnis ein Geistwesen zu sein. Aber man darf nicht mehr vergessen: Die Qualität seines (ontologisch nebulösen höchst geschätzten) Geistes stuft er ohne Bedenken zutiefst ein, sobald dieser nur ansatzweise dem Anthropozentrismus einen kritischen Blick zuwirft. Dann gilt ihm das Merkmal, den Verstand logisch gestalten zu können, nicht mehr als der hehre Geist, sondern er unterscheidet zwischen Verstand und Vernunft. So geschehen in der Philosophiegeschichte.
Vernunft wird streng rein gehalten von Logik und Natur, z.B. wenn auch sie zu dem Ergebnis kommen will, dass der Mensch seine Atemluft kaputt macht. Man redet seit der Bronzezeit irgend etwas aus dem Blauen daher, an den Tatsachen vorbei. Damals weil man kaum Tatsachen kannte, heute weil man kaum Tatsachen mag. Mit solcher Richtungsunschärfe will man sich vom Irdischen abheben, selbst dann noch, wenn der Anthropozentrismus alles lahmlegt, von dem oft nicht einmal Naturschützer wahrhaben wollen, dass er aus dem Alten Testament zitiert werden kann.
Tatsachen nicht sehen wollen gehört in die Kategorie der Katastrophenverdrängung. Als der Untergang der „Bismarck“ unabwendbar war, suchten sich Matrosen mit Schnaps zu beruhigen. All jene (nicht für gute Zwecke vorgesehene) Geldrafferei durch Naturzerstörung, jener reine Stolz auf tote Nullen vor dem Komma der Kontoauszüge, soll ganz analog das Schuldgefühl beruhigen, dass man die ökologische Uhr schon längst hat Zwölf schlagen lassen und dass man die Kurven des Wachstums trotzdem weiter exponentiell hochjagt (eine von der Biosphäre scharf beäugte Sache).
Über Anthropozentrismus nachzudenken, war nicht einmal Thema der Aufklärungsepoche. J. J. Rousseau wurde vor zweihundertfünfzig +x Jahren wegen seines Rufes „Zurück zur Natur!“ und weil er dabei das Sozialverhalten des Menschen kritisch in den Naturgedanken einflocht, solange gejagt, bis er irgendwo, vergessen im Versteck bei einer alten Frau, starb. Nach den Weltkriegen der Massengesellschaften vermochten die Häscher zwar nicht mehr offen aufzutreten. Dass Herbert Gruhls „Grüne Aktion Zukunft“ eine kollektive Rückkehr Rousseaus verkörperte und die Partei der Grünen vorbereitete, dagegen jedoch machte die Diplomatie des Schönredens Front, gewisse Reste mittelalterlichen Zensurwesens gingen über fünf Ecken durch die Vorstandsköpfe von Weltholzhandel, Großfischerei, Walfang, Landwirtschaft und dergleichen mehr. Ihnen begegnet man mit halbwissenschaftlich weichen Worten, ganz im Stile von Politikern. Man bemerkt nicht, dass zu viel Diplomatie dem Paracelsus-Spruch unterliegt „sola dosis facit venenum“.
Klaren Worten auszuweichen, diese Maxime bestimmt heute die Klimakonferenzen der UN sowie die ungezügelte Raubbau-Wachstums-Wirtschaft. Doch das Vermeiden klarer Worte bringt den selbstherrlichen Homo Sapiens in schiefes Licht. Eine der Tatsachen, die die UN gar nicht akzeptieren mögen, ist z.B. dass das Nordpolareis irreversibel geschrumpft ist und dass folglich der Nordhalbkugel die Kaltluft ausgeht. Dann wird in wenigen Jahrzehnten der ganze Permafrost Asiens auftauen. Bei chaotischen Verwaltungen wird das auf wenig Verstand stoßen. Methan beschleunigt unvermeidlich den Endspurt der Erwärmung.
Sogar die Umweltorganisationen messen die äußere Natur der Erde, wie die innere menschliche, nicht biologisch, sondern mythologisch. Sie scheuen den Wandel der Bewertung von Naturzerstörung. Ihr übliches Anprangern von Schäden, ihr Appell ans Mitgefühl, ist jedoch im Laufe der Zeit ausgeleiert, langweilt Großökonomien. Für die ist solche Art Kritik Lärm aus der Klapsmühle. Stapelweise entsorgen sie die Protestschreiben und machen daraus CO2. Hätten die Organisationen wenigstens vor der Warschauer Konferenz ökologischen Klartext gesprochen, gäbe es noch Hoffnung auf eine Zukunft; denn einen tiefgreifenden Wandel in der Bewertung ihrer Tätigkeit wollen selbst habgierige Diktatoren keinesfalls herbeiführen. Diese Hoffnung greift nicht mehr.
Die Nutzlosigkeit des Klagens statt Argumentierens demonstrierte jüngst ein Artikel Kofi Annans (SZ 24.1.2014, S.2). Annan lässt die Alarmglocken wirklich drastisch schrillen. Dann folgt sein Rückzieher mit der Wirkung eines Feuerlöschers, indem er den kritischen Punkt nur näher(!) kommen sieht (so sein Wort), der unumkehrbar sein könnte(!). Die Zukunft steht für ihn nur auf dem Spiel(!); auf ein Wagnis(!) habe man sich eingelassen. Weiß er, was Zerstörer-Syndikate dazu sagen? „Der Mann ist des Friedensnobelpreises würdig.“ Hier das Zitat: „Und jedes Jahr, in dem wir es nicht schaffen, etwas zu tun, bringt uns näher an jenen kritischen Punkt heran, ab dem die Klimaveränderung … unumkehrbar sein könnte. Wir haben uns auf ein schreckliches Wagnis eingelassen, bei dem die Zukunft des Lebens auf unserem Planeten auf dem Spiel steht.“
Darwin hatte zwar mit der Mutationsthese gewiss nicht recht (PM(99)), aber doch wohl mit seiner Vorstellung von der natürlichen Auslese.
___________________
Portrait der Platonakademie
Die 1995 erneuerte Platon-Akademie (PA) versteht sich als Fortsetzung und Abschluss der antiken. Sie versucht, im naturwissenschaftlich widerspruchsfreien Konsens die richtige Antwort auf die von Platon gestellten Fragen nach der Herkunft der Naturgesetze und nach der besten Gesellschaftsform zu finden. Sie strebt keinen juristischen Status an (Verein etc.). Die PA wurde 529 von der Kirche wegen weltanschaulicher Konkurrenz verboten.
Leitung: Anton Franz Rüdiger Brück, geb. 1938, Staatsangehörigkeit Deutsch. Humanistisches Gymnasium. Hochschulstudien: Physik, Mathematik, Philosophie, Pädagogik. Ausgeübter Beruf: Bis 2000 Lehrer im Staatsdienst. Mail: platonakademie(at)aol.de